Kein „Amazonencorps“

Mit der Weimarer Reichsverfassung von 1919 erhalten Frauen erstmals das Wahlrecht. Doch trotz dieser Möglichkeit zur politischen Teilhabe bleiben Ehe- und Familienleben weiterhin von konservativen Grundstrukturen geprägt. Vor dem Hintergrund dieser traditionellen Rollenmuster muss auch die Haltung des Reichsbanners zur „Frauenfrage“ gesehen werden. Die Vereinigung ehemaliger Soldaten versteht sich als rein männlicher politischer Kampfbund.

Bei Ausflügen und während Fahnenweihen sind „Ehrenjungfern“ zwar gern gesehen, die Mitgliedschaft im Reichsbanner bleibt Frauen jedoch generell verwehrt. Auch einige Sozialdemokratinnen sprechen sich aus pazifistischer Überzeugung gegen ein „Amazonencorps“ aus. Das Reichsbanner würde als Abwehrorganisation Kämpfe führen, die nur von Männern geführt werden könnten.

Trotz dieser ablehnenden Haltung zur Frauenmitgliedschaft kann das Reichsbanner namhafte Unterstützerinnen gewinnen. Politikerinnen wie Marie Juchacz (SPD), Christine Teusch (Zentrum) oder Marie-Elisabeth Lüders (DDP) rufen in der „Illustrierten Reichsbanner-Zeitung“ Frauen wiederholt dazu auf, sich bei den Wahlen und in politischen Fragen, wie der Flaggenfrage, republikanisch zu positionieren.

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