Julius Zehr

12. April 1911 Kiel
25. Februar 1933 Harrisleefeld bei Flensburg

Der 21-jährige Julius Zehr lebt gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern im Elternhaus. Er ist Mitglied im Reichsbanner und von Beruf Maurer. Als er arbeitslos wird, entschließt sich der junge Mann, im Rahmen eines vom Reichsbanner organisierten Freiwilligen Arbeitsdienstes in der Nähe von Flensburg gemeinnützige Arbeiten zu verrichten. Viele junge Erwachsene nutzen dieses Angebot nicht zuletzt deshalb, weil sie auf diese Weise ihren Lebensunterhalt für einige Zeit selbst bestreiten können. In Harrisleefeld bei Flensburg organisiert das Reichsbanner in der Arbeitervolkshochschule einen derartigen Dienst.

Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 löst Reichspräsident Hindenburg den Reichstag auf. Neuwahlen werden für den 5. März 1933 angesetzt. Im Zuge des Wahlkampfes findet am 25. Februar 1933 im Flensburger Gewerkschaftshaus eine Veranstaltung der SPD statt. Einige Reichsbanner-Mitglieder aus dem Freiwilligen Arbeitsdienst, unter ihnen Julius Zehr, wollen daran teilnehmen. Auf dem Weg dorthin geraten sie mit einem jungen SA-Mann in Streit. In einem Handgemenge schießt der Nationalsozialist auf Julius Zehr, der zusammenbricht und stirbt.

Sein Leichnam wird unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 1. März 1933 nach Kiel überführt. Bei der Beisetzung hält Emil Fuchs, Theologe und Reichsbanner-Mitglied, die Traueransprache. Die Oberstaatsanwaltschaft entscheidet vier Tage nach der Tat, der Schütze habe in Notwehr gehandelt. Wegen unerlaubten Waffenbesitzes wird er zu einer Geldstrafe verurteilt, die kurz darauf durch eine NS-Amnestie aufgehoben wird.

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