Ferdinand Tönnies

26. Juli 1855 Oldenswort
9. April 1936 Kiel

Aus wohlhabenden Hause kommend, ist es Ferdinand Tönnies möglich, nach dem Universitätsstudium mehrerer Gesellschaftswissenschaften ausgedehnt Privatstudien zu betreiben. Als Gelehrter wird er an mehrere Universitäten berufen und entwickelt sich 1887 mit seinem Hauptwerk zum Begründer der Soziologie in Deutschland.

Während der Weimarer Republik engagiert er sich in mehreren pazifistischen und republikanischen Organisationen. Dem Reichsbanner tritt er am 1. Mai 1924, wenige Wochen nach dessen Gründung, bei. Eineinhalb Jahre später beruft der Bundesvorstand des Reichsbanners ihn in den Reichsausschuss, einem hochkarätig besetzten Gremium, das die Arbeit des Bundesvorstandes beratend unterstützt.

Bisher parteilos, tritt Tönnies im April 1930 im Alter von 74 Jahren in die SPD ein. Mehrfach kritisiert er öffentlich die NSDAP. Im Frühjahr 1932 trägt er sich in Kiel öffentlich in eine Bekennerliste der Eisernen Front ein. Kurz zuvor ist die Eiserne Front als republikanisches Abwehrbündnis gegen Republikfeinde gegründet worden. Unmittelbar vor der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 warnte er in der „Schleswig-Holsteinischen Volks-Zeitung“ vor der NSDAP und ruft die Leser dazu auf, die SPD zu wählen.

Im Zuge der Machtübernahme der NSDAP 1933 wird ihn die Lehrbefugnis an der Universität Kiel entzogen. Zugleich werden seine Pensionsbezüge nahezu vollständig gestrichen. Seine letzten Lebensjahre muss Ferdinand Tönnies in Armut verbringen.

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