Karl Tietz

21. März 1909
25. Juni 1927 Frankfurt an der Oder

Der 18-jährige Schlosser Karl Tietz ist in seiner Heimatstadt Erkner im Reichsbanner aktiv. Zu einem in Frankfurt an der Oder stattfindenden Fest des Reichsbanner-Gaus Berlin-Brandenburg macht er sich am 25. Juni 1927 auf den Weg dorthin. Gemeinsam mit anderen Reichsbanner-Mitgliedern aus Erkner fährt er in einem offenen Lastkraftwagen mit.

In der Ortschaft Arensdorf kommt es während der Durchfahrt zu einem heftigen Streit mit Anwohnern, der in tätlichen Auseinandersetzungen mündet. Nachdem sich die Situation beruhigt, ist die Reichsbanner-Gruppe im Begriff wieder den Lastkraftwagen zu besteigen. In diesem Moment fallen mehrere Schüsse. Der Schütze ist der 28-jährige August Schmelzer, Sohn eines ortsansässigen Landwirtes und Mitglied des rechtsextremen Frontsoldaten-Bundes Stahlhelm.

Schmelzer verletzt neun Reichsbanner-Mitglieder schwer. Karl Tietz stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Wenige Wochen später stirbt mit Richard Wollank ein weiterer Verletzter. Das Reichsbanner veranstaltet sowohl für Tietz als auch für Wollank große Trauerfeiern. Beide werden nebeneinander auf dem Friedhof in Erkner beigesetzt. 1928 wird ein vom Reichsbanner gestifteter Doppelgrabstein feierlich enthüllt.

Der Schütze wird wegen Totschlags und versuchten Totschlags zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Sein Vater Paul Schmelzer, der ihn zu der Tat ermuntert hat, wird wegen Beihilfe verurteilt. Im Zuge einer allgemeinen Amnestie werden die Haftstrafen später zur Hälfte erlassen. Rund ein Jahr nach der Haftentlassung tritt der Schütze der NSDAP bei, 1933 auch sein Vater.

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