Hermann Kasten

22. August 1885 Unseburg
5. Februar 1933 Leopoldshall

Hermann Kasten, Abgeordneter im Preußischen Landtag, steht als Stadtrat in Schönebeck bereits seit einem Jahrzehnt kommunalpolitisch in verantwortlicher Position, als er 1929 Bürgermeister im benachbarten Staßfurt wird. Die in der preußischen Provinz Sachsen gelegene Stadt ist geprägt vom Kalibergbau. Die Massenarbeitslosigkeit infolge der im gleichen Jahr einsetzenden Weltwirtschaftskrise ist dort besonders ausgeprägt. Mit der zunehmenden sozialen Not verschärfen sich auch in Staßfurt die politischen Gegensätze.

Übergriffen der Nationalsozialisten tritt der Sozialdemokrat Kasten entschieden entgegen. Zugleich kritisiert er die NSDAP scharf. Als Bürgermeister auch für die Polizei zuständig, lässt er Propagandaumzüge der NSDAP verbieten, zuletzt Anfang 1933 einen Aufmarsch der SA. Im Reichsbanner setzt er sich für den Erhalt der Weimarer Verfassung ein.

Wenige Tage nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 wird Hermann Kasten spätabends in der Nähe seiner Wohnung durch zwei Schüsse in den Rücken so schwer verletzt, dass er am nächsten Tag stirbt. Die Trauerfeier mit Tausenden Teilnehmern wird zu einem stummen Massenprotest. Die Überführung des Sarges in das 30 Kilometer entferne Schönebeck, wo die Beisetzung auf dem Ostfriedhof erfolgen soll, wird von der SA mit einer Straßenblockade behindert. Der Bestattungswagen muss einen erheblichen Umweg fahren.

Wegen des dringenden Tatverdachts wird ein 17-jähriger Schüler aus Staßfurt festgenommen, der mit der NSDAP offen sympathisiert. Zu weiteren Ermittlungen kommt es nicht mehr.

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