Die Garde der Republik
Komponist: Berthold Wilke (1883–1950)
Auch bei „Die Garde der Republik“ handelt es sich um einen Marsch, dessen Überlieferung vor allem der Schallplattenaufnahme durch die „Reichsbanner-Gau-Kapelle“ aus Berlin-Brandenburg unter Willy Kuhn zu verdanken ist. Sein Komponist Berthold Wilke war Berufsmusiker und gebürtiger Berliner. Der Sohn eines Polizeiwachtmeisters lebte jahrzehntelang in der Berlin-Schöneberger Winterfeldtstraße. Er arbeitete als Komponist von Unterhaltungsmusik und ab Beginn der 1930er-Jahre als Kapellmeister. Neben der „Garde der Republik“ spielte die Kapelle Willy Kuhns 1928 auch Wilkes Marsch „Dem Morgenrot entgegen“ ein. Noch 1933 erschien sein bis heute im Musikalienhandel erhältliches Stück „Unter dem Freiheitsbanner“.
Ob Wilke Sozialdemokrat und möglicherweise auch im Reichsbanner organisiert war, ist unbekannt. Dass er allerdings bereits im Juli 1933 ein Stück veröffentlichte, das den Titel „Marsch der SS: Meine Ehre heißt Treue“ trug, stellt den Komponisten in das Licht eines Opportunisten, der sich dem neuen Regime andiente. Bis mindestens 1941 blieb Wilke, der Mitglied der nationalsozialistischen Reichsmusikkammer war, als Kapellmeister aktiv. Gelegentlich veröffentlichte er Musikalien, deren Titel wie „Treue um Treue“ oder „Für Recht und Ehr“ ebenfalls eine NS-freundliche Stoßrichtung vermuten lassen. Anfang 1950 starb Berthold Wilke in Berlin-Zehlendorf, wo er seit den 1940er-Jahren lebte.
Neuarrangement (2024) von Guido Rennert