Deutschland in der Welt voran
Komponist: Hermann Franz (1873–1932)
Der Leitspruch „Deutschland in der Welt voran!“ ist titelgebend für mehrere vaterländische Märsche aus der Kaiserzeit. Aus welcher Zeit das Stück von Hermann Franz stammt, ist nicht bekannt. Die Tatsache aber, dass das „Republikanische Blasorchester“ unter dem Reichsbannermann Willy Kuhn es für eine Schallplattenaufnahme einspielte, lässt es im Lichte eines Gegenentwurfs des „neuen“ Deutschlands von Weimar zum nationalistischen Kriegstaumel erscheinen. So hatte beispielsweise schon der SPD-Reichstagsabgeordnete und frühere Ministerpräsident Philipp Scheidemann am 30. Januar 1922 in einer Rede im Reichstag gefordert: „Deutschland soll eine Republik werden, deren Verfassung jedem Achtung abringt, für deren Sicherheit jedermann gern bereit ist, mit Leib und Leben einzustehen“ und mit den Worten geschlossen: „Mit uns Deutschland, das geschlagene, trotz allem in der Welt voran für Frieden, Republik und Sozialismus!“
So war auch der Komponist des Marsches Sozialdemokrat. Emil Heinrich Hermann Franz, Sohn eines Postsekretärs, führte zunächst die Berufsbezeichnung „Komponist“, wenig später auch „Pianist“. Ab 1912 verzeichnen ihn die Berliner Adressbücher als städtischen Gesangs- bzw. Musiklehrer. Franz wohnte den Großteil seines Lebens mit seiner Familie im Bezirk Charlottenburg. Zu einer möglichen Verbindung zum Reichsbanner liegen keine weiteren Informationen vor. Die 57. Abteilung der Berliner SPD veröffentlichte am 23. Oktober 1932 eine kurze Notiz über seinen Tod und rief die Genossinnen und Genossen zur „regen Teilnahme“ an seiner Einäscherung auf.
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