Brief von Friedrich Husemann aus dem Polizeigefängnis Bochum an seine Ehefrau vom 11. April 1935
Hierin versichert er, die bevorstehende Haft im Konzentrationslager in „Gleichmut“ ertragen zu wollen. Nichts deutet auf eine Flucht hin, die den sicheren Tod bedeuten muss.
[Transkription:]
Bochum, 11. Apr 1935
Liebe Mathilde!
Ich danke dir, daß du meinem Wunsche, nicht mehr nach hier zu kommen entsprochen hast. Es ist so besser, denn wir haben beide so schwer genug zu tragen. Morgen werde ich nun mit gewohntem Gleichmut nach Esterwegn gehen, bzw gebracht werden. Werde mich auch bemühen, mich in die dort herrschende Ordnung einzufügen. Da ich Soldat war und auch sonst an Ordnung gewöhnt bin, so dürfte mir dieses schon gelingen. Ich denke, daß man nichts unmenschliches von mir verlangt und Rücksicht auf mein Alter nimmt.
Betrachte du die Dinge auch mit der größten Ruhe. Wir wollen beide das tragen was uns das Schicksal auferlegt hat. Viel Schweres haben wir in den 37 Jahren unseres Zusammenlebens schon getragen. Warum soll uns dies jetzt nicht auch gelingen. Geh deiner Arbeit nach, denn es wird dir bei meiner Abwesenheit daran nicht fehlen. Beschäftige dich weiter mit unseren Enkelkindern, die dir ja immer mit großer Liebe entgegen kommen; dadurch wird deine Zeit genügend ausgefüllt werden. Hoffentlich sehen wir uns in nicht all zu ferner Zeit wieder.
Ich grüße Dich, die Kinder und Enkelkinder
Herzlichst Dein Fritz
Quelle: Privatbesitz